Lexikon der Zusatzstoffe
E 427 Cassia-Gummi
Der in der EU neu zugelassene Zusatzstoff Cassia-Gummi ist ein blaßgelbes geruchloses Pulver, das aus den Hülsenfrüchten von Cassia tora und Cassia obtusifolia (auch Senna tora und Senna obstusifolia genannt) gewonnen wird. (Nicht mit der Zimt-Cassie verwechseln.)
Diese ein bis zwei Meter hohen Leguminosen gedeihen in Indien wie Unkraut. Die Samen werden meist von Wildbeständen geerntet, lediglich im Falle von C. obtusifolia hin und wieder von kultivierten Pflanzen.
Nach dem Rösten, Schroten, dem Entfernen von Schalen und Keimlingen, werden die Samen gemahlen und mit Isopropanol gewaschen, um giftige Anthrachinone zu entfernen.
Anthrachinone sind als drastische Abführmittel und Kanzerogene bekannt. Das wichtigste Anthrachinon der Cassia ist die hautreizende Chrysophansäure. Die Giftigkeit ist auch der Grund, warum in Indien Cassia tora als Pestizid im Bioanbau verwendet wird. Vieh, das versehentlich Cassia obtusifolia abweidetete, ging an Leberschäden ein.
Zudem sind die Saaten oft mit der verwandten Cassia occidentalis verunreinigt. Diese wird von indigenen Völkern in Uttar Pradesh (Indien) in Zeiten des Nahrungsmangels konsumiert. Bei Kindern verursacht sie jedoch eine schwere neurologische Erkrankung, das HME-Syndrom (eine Hepatomyoencephalopathie), das mit einer hohen Sterblichkeit verbunden ist. Diese Saat wird auch zum Verfälschen von Kaffee verwendet.
Da auf dem Markt verschiedene Reinheitsgrade von Cassia-Gummi angeboten werden - mit entsprechenden Preisunterschieden - ist eine analytische Kontrolle zwingend erforderlich.
Cassia-Gummi bindet besonders viel Wasser. Bisher wurde es in großer Menge vor allem beim Heimtierfutter eingesetzt. Nun kommt es, auch dank seiner Eignung als Emulgator, Schaumstabilisator und Feuchthaltemittel in Desserts, Schmelzkäse und Speiseeis zur Anwendung.
Bewertung: Wenn sorgfältig gereinigt, unbedenklich. Wenn durch Ausschöpfung von „Einsparpotentialen“ nicht, dann gute Nacht.