Lexikon der Zusatzstoffe

 
Verdickungsmittel

E 412 Guarkernmehl

 

Wird aus den Samen der Guarbohne (Cyamopsis tetragonolobus) gewonnen. Es gibt zahlreiche Handelsformen, was eine Beurteilung erschwert. Manche Mehle gelten als „enzymaktiv“ und sind sozusagen „naturbelassen“, andere wiederum sind extrahiert, gebleicht und mit Ethylenoxid entkeimt. Da die Guarbohne toxisch ist, müssen die schädlichen Bestandteile wie Fluoressigsäure, Saponine und allergene Eiweiße vorher entfernt werden. E 412 darf mit etwa sechs Prozent Schalen- und Keimbestandteilen verunreinigt sein. Die Inaktivierung der natürlichen Abwehrstoffe gelingt offenbar nur unvollständig. Über Rückstände aus der weiteren Behandlung (wie Ethoxylate als Folge der Entkeimung), ist so gut wie nichts bekannt.

E 412 beeinträchtigt die Verdauung, verändert die Darmflora und fördert Blähungen. Deshalb wurde Guar in höherer Dosierung auch als Abnehmhilfe verordnet. Die US-Gesundheitsbehörde (FDA) hat aufgrund „zahlreicher Berichte über Schädigung von Speiseröhre, Magen und Dünndarm“ Guarkernmehl als riskantes Schlankheitsmittel eingestuft.

Guar wurde auch für Brustimplantate in Verbindung mit PVP (E 1201) – als „biologische“ Alternative zu Silikon - verwendet. Dabei kam es sehr häufig zu Verhärtungen (verbunden mit unästhetischen Verformungen), die schließlich zum Platzen der Implantate führten. Die Folge waren heftige Reaktionen des Immunsystems auf das Guarkernmehl. Das Produkt musste vom Markt genommen werden.

Vor Jahren wurde Ware angetroffen, die massiv mit dem Holzschutzmittel Pentachlorphenol und Dioxinen belastet war. Das Pentachlorphenol sollte offen-bar ein Verschimmeln verhindern. Es ist unklar, welcher Schimmelschutz derzeit in Indien praktiziert wird. In Lebensmitteln wird Guar aufgrund der geringen Zugabemenge (maximal zwei Prozent) als harmlos angesehen. Da er Wasser bindet, halten sich damit Brot und Brötchen länger frisch, weil sie langsamer austrocknen. Quellmittel für Kartoffelbrei und Pudding. Auch für Bio-Produkte zugelassen.

Derzeit starke Verknappung des Angebotes an Guar, nachdem es in großem Stil zum Fracking verwendet wird.

Bewertung: An der Sicherheit von Guar als Zusatzstoff bestehen Zweifel, vor allem, wenn er noch „enzymaktiv“ ist. Er ist heute in Lebensmitteln technologisch überflüssig. Als Zusatz zur Frackingflüssigkeit ökologisch unbedenklich.