Lexikon der Zusatzstoffe

 
Historische Zusätze

Mumia vera aegyptiaca

Mumienpulver mischten früher gesundheitsbewusste Mütter ihren Sprösslingen in den Brei. Ihm haftete der gleiche Ruf an wie heute den Vitaminsäften, die Kindern eingeflößt werden. Bis 1924 wurde das hochgeschätzte Leichenpulver in Deutschland gehandelt und von Ärzten und Apothekern empfohlen - sie konnten sich dabei sogar auf die Empfehlungen des Paracelsus berufen (1493-1541).

Hergestellt wurde das Produkt zunächst aus den geheimnisvollen ägyptischen Mumien, von denen die Kreuzfahrer berichtet hatten. Schließlich reichten die Gräber Ägyptens nicht mehr zur Stillung des Bedarfs einer gesundheitsbewussten Bevölkerung aus. So wurden Gefangene und Sklaven getötet, getrocknet, mit Pech imprägniert, eingewickelt und nach Europa verschifft. Italienische Apotheker fanden an dieser Idee Gefallen. Sie räucherten Leichen im Kamin und trimmten sie dann auf „Mumie“.

Niemand weiß, welche Krankheiten auf diesem Wege auf die Lebenden übertragen wurden. Schon damals brauchten Kinder einen Schutzengel, um die Fährnisse der Gesundheitserziehung unbeschadet zu überstehen.