Lexikon der Zusatzstoffe

 
Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe

E 954 Saccharin

Künstlicher Süßstoff, von dem weltweit jährlich etwa 33.000 Tonnen verbraucht werden. 1879 durch Constantin Fahlberg in den USA entdeckt und von ihm ohne Wissen seines Arbeitgebers in Deutschland patentiert. Das Chemie- und Gentechnik-Unternehmen Monsanto wurde 1902 zur Produktion von Saccharin gegründet. Der Zuckerersatz wurde in Europa vor allem während der Weltkriege populär.

E 954 ist etwa 500 mal süßer als Zucker. Zur Maskierung des metallisch-bitteren Nachgeschmacks gewöhnlich mit anderen Süßstoffen oder Aminosäuren wie Leucin und Glycin (E 640) kombiniert. Breite Zulassung für zahlreiche kalorienreduzierte, also wenig nahrhafte Nahrungsmittel.

Saccharin wird rasch vom Darm aufgenommen und durch die Nieren wieder ausgeschieden. Das zugelassene Natriumsalz des Saccharins erzeugte im Tierversuch in höherer Dosierung Blasenkrebs. Da Saccharin in Verbindung mit einigen Medikamenten bzw. Umweltgiften die Blasenschleimhaut schädigen kann, ist Vorsicht bei Blasenerkrankungen oder bei Arzneimitteleinnahme ratsam.

Saccharin wird als Ursache des Reizdarms diskutiert. In der Ferkelaufzucht als Appetitstimulans zugelassen. Der Süßstoff ist bis in die Muttermilch nachweisbar.

Chemisch betrachtet ein Sulfonamid, eine Stoffgruppe, die vor allem als Antibiotika Bedeutung erlangt hat. Sehr reaktive Substanz mit breiter technischen Nutzung. Sie dient zur Herstellung von Holzleim und Pflanzenschutzmitteln, als Haar-Blondiermittel und als Kunststoffadditiv für PET-Flaschen.

Bewertung: Die Fülle der technischen Anwendungen, vom Antibiotikum bis zum Pestizid, spricht gegen eine Verwendung in Lebensmitteln.